Hundekot-Attacke von Marco Goecke muss Folgen haben – das Netherlands Dance Theatre beschäftigt ihn nicht mehr

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Die Hundekot-Attacke des Choreographen Marco Goecke muss Folgen haben – das Netherlands Dance Theatre beschäftigt ihn nicht mehr

(25. Februar 2023) Dass der Choreograph Marco Goecke aus Ärger über Texte der Tanzkritikerin Wiebke Hüster dieser bei der Premiere eines seiner Stücke am Staatstheater Hannover vor gut einer Woche Hundscheiße ins Gesicht geschmiert hat (siehe Meldung auf KlassikInfo), ist nicht nur ein brutaler Angriff auf die Pressefreiheit und ein übler Versuch der Einschüchterung, es ist vor allem ein abscheulicher und gewalttätiger Angriff auf die körperliche Unversehrtheit und Würde eines Menschen. Ein Gericht wird ihn dafür hoffentlich verurteilen.

Ein solches Verhalten diskreditiert Marco Goecke aber auch als Künstler auch wenn es Theaterleute gibt, die das anders sehen wollen und den Choreographen weiter beschäftigen möchten nach dem Motto: Kunst ist Kunst und hat nichts mit den Verfehlungen ihres Schöpfers zu tun. Dem ist aber nicht so. Wer sich in seiner Art Kritik zu äußern auf ein solch erbärmliches Niveau begibt wie Goecke und damit einen Menschen auf beschämendste Art beleidigt und in seiner Würde verletzt, diese – im wahrsten Sinn des Wortes – in den Dreck zieht, der hat auch seinen Anspruch verwirkt, auf Theaterbühnen vom Menschsein zu erzählen.

Was wäre geschehen, wenn Goecke einer Tänzerin oder einem Tänzer an den Hintern gefasst hätte und diese/r sich an die Medien gewandt hätte und ihn des Missbrauchs geziehen hätte? Vermutlich hätte es einen nationalen Aufschrei gegeben und alle wären sich einig, dass man Goecke nicht weiter beschäftigen und am besten seine Stück vom Spielplan nehmen sollte. Die zum Teil überschießenden Reaktionen auf me-too-Vorwürfe in der Kunstwelt markieren hier das andere Ende unserer Empörungsskala. Bei Goeckes unsäglicher Attacke aber durfte man sich schon wundern, wie wenig Empörung sich bei Theaterleuten hierzulande breit gemacht hat – so als wäre es ja nicht so schlimm, wenn jemand auf einen missliebigen Zeitgenossen mit Hundescheiße losgeht.

Die Intendantin in Hannover hat Goecke zwar als Ballettdirektor entlassen (müssen), wollte ihn aber nicht zu sehr kritisieren, sondern lobte ihn noch eigens nach der Attacke für seine Arbeit und auch als Menschen und möchte ihn in Zukunft gerne wieder beschäftigen. Andere Theaterleiter tun es ihr gleich. Immerhin hat das renommierte NDT, an dem übrigens Goeckes Stück lief, das Hüster so arg kritisiert hat, jetzt die Zusammenarbeit mit Goecke beendet. Und auch das Nationaltheater Mannheim hat eine geplante Premiere im April abgesagt.

Robert Jungwirth

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